Boontham im Interview

Boontham Temaismithi ist seit 2022 bei der edding Gruppe und verantwortet im Vorstandstandem mit Fränzi Kühne die Rolle des Chief Digital Officers.

Wir haben mit ihm darüber gesprochen wie es gelingt, gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliches Handeln miteinander zu verbinden und was ihn persönlich antreibt, sich für Bildungschancen weltweit einzusetzen. Das Gespräch gibt spannende Einblicke in die Zusammenarbeit mit share und unsere gemeinsame Mission.

Person & Haltung

Boontham, du bist in vielen Rollen aktiv – was treibt dich an?
Was mich antreibt, ist eine tiefe Neugier und der Wunsch, Dinge aktiv mitzugestalten. Wir alle bewegen uns täglich in unterschiedlichen Rollen und in jeder davon geht es für mich darum, zu verstehen, weiterzudenken und gemeinsam voranzukommen. Ich bin überzeugt: Weiterentwicklung gelingt am besten, wenn wir andere mitnehmen, Perspektiven teilen und gemeinsam neue Wege gehen.

Welche Bedeutung hat gesellschaftliche Verantwortung für dich – beruflich wie privat?
Gesellschaftliche Verantwortung bedeutet für mich, sowohl beruflich als auch privat bewusst zu handeln. Im beruflichen Kontext heißt das für mich, nachhaltig, tolerant und fair zu agieren und mir stets bewusst zu machen, welchen Einfluss ich habe. Verantwortung zeigt sich für mich darin, wie wir Entscheidungen treffen, wie wir mit Menschen umgehen und wie wir Veränderungen gestalten. Privat geht es für mich noch stärker um meine persönliche Nachhaltigkeit, also darum, wie ich meinen Alltag bewusst und verantwortungsvoll gestalte. Das beginnt bei kleinen Entscheidungen und reicht bis zu der Frage, welche Werte ich lebe und weitergebe. In beiden Bereichen ist für mich entscheidend, nicht nur für mich selbst zu handeln, sondern auch andere mitzudenken.

Soziale Wirkung und wirtschaftliche Ziele schließen sich nicht aus – sie verstärken sich im besten Falle. Gerade im Handel zeigt sich, dass verantwortungsvolles Handeln langfristig Vertrauen schafft und die Marke stärkt.

Verantwortung bei der edding Group

edding verbindet Qualität, Nachhaltigkeit und Purpose. Wie gelingt es euch, Digitalisierung und Innovation mit gesellschaftlicher Verantwortung zu vereinen?
Für uns stehen Digitalisierung, Innovation und gesellschaftliche Verantwortung nicht im Widerspruch. Im Gegenteil: Sie laufen oft parallel und lassen sich gut miteinander verbinden. Der Schlüssel liegt für mich darin, den Fokus nicht ausschließlich auf Effizienz oder Wachstum zu legen, sondern auch auf die Auswirkungen unseres Handelns auf Menschen, Umwelt und Gesellschaft. Wenn wir Innovation ganzheitlich denken, also nicht nur technologisch, sondern auch sozial und ökologisch, entsteht echter Fortschritt. So können wir mit digitalen Lösungen nicht nur Prozesse verbessern, sondern auch soziale und ökologische Verantwortung übernehmen und positive Impulse setzen.

Wie lässt sich aus deiner Sicht soziale Wirkung mit wirtschaftlichen Zielen vereinbaren, z. B. im Handel? Gibt es Zielkonflikte zwischen Impact und Umsatz?
Soziale Wirkung und wirtschaftliche Ziele schließen sich ja nicht aus – sie verstärken sich im besten Falle. Gerade im Handel zeigt sich, dass verantwortungsvolles Handeln langfristig Vertrauen schafft und die Marke stärkt. Natürlich gibt es Zielkonflikte, etwa durch höhere Kosten für faire Materialien oder Spannungen zwischen kurzfristigen Umsatzinteressen und langfristigem Impact. Aber wenn soziale Wirkung strategisch mitgedacht wird, kann sie nicht nur zur Kundenbindung beitragen, sondern auch die Motivation und Identifikation der Mitarbeitenden erhöhen.

edding x share

Welche Erwartungen hast du an Partnerunternehmen, wenn es um nachhaltiges Handeln geht?
Nachhaltiges Handeln gelingt nur gemeinsam, deshalb ist es mir wichtig, dass Partnerunternehmen Verantwortung ernst nehmen und aktiv mitgestalten. Ich erwarte Offenheit für transparente Kommunikation, den Willen, faire und nachhaltige Standards umzusetzen, und ein echtes Interesse daran, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und glaubwürdig zu handeln. Wenn Nachhaltigkeit nicht nur als Pflicht, sondern als gemeinsames Ziel verstanden wird, entsteht echte Wirkung für alle Beteiligten.

Wie unterstützen wir gemeinsam mit den Schreibwaren den Zugang zu Bildung in Uganda – und warum liegt dir das besonders am Herzen?
edding hat die vertriebliche Verantwortung für das gesamte Schreibwarensortiment von share. D.h. wir leisten gemeinsam einen ganz konkreten Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit: mit jedem Kauf eines share-Schreibwarenartikels wird eine Unterrichtsstunde für ein Schulkind in Uganda ermöglicht. So sind bereits über 4 Millionen Unterrichtsstunden (Stand 2024) zusammengekommen. Das ist eine
beeindruckende Zahl, die zeigt, wie viel Wirkung durch alltägliche Produkte entstehen kann. Mir liegt das besonders am Herzen, weil Bildung für mich der Schlüssel zu Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Teilhabe ist. Wenn wir durch unsere Produkte dazu beitragen können, Chancen zu eröffnen und Perspektiven zu schaffen, dann ist das weit mehr als ein wirtschaftlicher Erfolg.

Wenn wir durch unsere Produkte dazu beitragen können, Chancen zu eröffnen und Perspektiven zu schaffen, dann ist das weit mehr als ein wirtschaftlicher Erfolg.

Ausblick & Inspiration

Wie wichtig ist es, dass Produkte heutzutage einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen?
Unsere Produkte erfüllen in erster Linie einen soliden Grundnutzen: sie sind funktional und zuverlässig. Doch heute reicht das allein nicht mehr aus. Entscheidend ist für mich der bewusste, explizite gesellschaftliche Mehrwert, den ein Produkt leisten kann. Das kann durch nachhaltige Materialien, faire Herstellungsbedingungen oder die Förderung von Bildung und Teilhabe geschehen. Wenn Produkte über ihren reinen Nutzen hinaus Verantwortung übernehmen, schaffen sie nicht nur Vertrauen, sondern auch Relevanz für Kund:innen, Mitarbeitende und die Gesellschaft insgesamt.

Welche Strukturen braucht ein Unternehmen, um wirkungsorientierte Projekte erfolgreich umzusetzen?
Dafür braucht es vor allem klare Ziele und transparente Entscheidungen. Dazu gehört auch die Bereitschaft, Silos aufzubrechen und bereichsübergreifend zu denken. Entscheidend ist, dass Verantwortlichkeiten klar definiert sind, Lernen ausdrücklich erlaubt ist und Teams den nötigen Freiraum bekommen, um Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Wenn Menschen verstehen, wofür sie arbeiten, und die Möglichkeit haben, aktiv mitzugestalten, entsteht echte Wirkung im Projekt und darüber hinaus.

Was würdest du anderen Entscheider:innen mitgeben, die mehr Wirkung erzielen wollen?
Ich sehe mich eigentlich nicht in der Rolle, anderen Entscheider:innen etwas mitgeben zu wollen. Dafür sind Kontexte und Herausforderungen oft zu unterschiedlich. Was ich aber aus unserer Erfahrung sagen kann: Es braucht Mut, neue Wege zu gehen und Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie nicht sofort bequem erscheinen. Gleichzeitig hilft es, Wirkung bewusst über kurzfristigen Gewinn zu stellen, also langfristig zu denken. Offenheit, wirklich zuzuhören, Kooperationen einzugehen und Verantwortung nicht nur zu übernehmen, sondern auch zu übergeben. All das sind Prinzipien, die uns gerade sehr helfen.

Was wünschst du dir für die Zukunft?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir als Unternehmen, in Partnerschaften wie mit share und auch als Branche insgesamt noch stärker Wirkung und wirtschaftliche Verantwortung miteinander verbinden. Wir verfolgen mit unserer profit-for Strategie bewusst den Ansatz, wirtschaftlichen Erfolg als Mittel zu sehen, um gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Das heißt: Profit ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu, positive Wirkung zu ermöglichen. In der Zusammenarbeit mit share wünsche ich mir, dass wir diesen Gedanken weitertragen. Durch mutige Ideen, gemeinsame Lernprozesse und konkrete Projekte, die Menschen und Umwelt stärken. Und für die Branche insgesamt hoffe ich, dass nachhaltiges Handeln nicht nur als Trend, sondern als strategischer Grundsatz verstanden wird.

Fotos: edding Group