Sprechstunde

Nahrungssicherheit für Frauen und Kinder in Nepal

von Karoline Spring
08.03.2023

Es ist wichtig und richtig, dass immer wieder über die Rechte und Stellung von Frauen diskutiert wird.

Und auch, dass Menschen auf der ganzen Welt dafür einstehen, die Gleichberechtigung in allen Bereichen stärker voranzutreiben.

Denn was uns an Gleichstellung hier vielleicht selbstverständlich erscheint, scheitert an anderen Orten der Welt an ganz Grundsätzlichem: Zum Beispiel an der Nahrungssicherheit für Mütter und ihre Kinder in Nepal. Hier werden wir gemeinsam mit dem UN World Food Programm aktiv.

Es ist wichtig und richtig, dass immer wieder über die Rechte und Stellung von Frauen diskutiert wird.

Und auch, dass Menschen auf der ganzen Welt dafür einstehen, die Gleichberechtigung in allen Bereichen stärker voranzutreiben.

Denn was uns an Gleichstellung hier vielleicht selbstverständlich erscheint, scheitert an anderen Orten der Welt an ganz Grundsätzlichem: Zum Beispiel an der Nahrungssicherheit für Mütter und ihre Kinder in Nepal. Hier werden wir gemeinsam mit dem UN World Food Programm aktiv.

Die Situation der Menschen in Nepal

Wir denken bei Nepal vielleicht an Buddha oder den Mount Everest, aber Nepal gehört neben seiner kulturellen und landschaftlichen Vielfalt auch zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Insbesondere in den ländlichen und abgelegenen Gebieten des durchschnittlich höchstgelegenen Staates der Welt verstärkt die mangelhafte Infrastruktur die Nahrungsunsicherheit im Land. Die Realität ist, dass rund 5 Millionen Menschen in Nepal unterhalb der Armutsgrenze leben.

Wie kommt es dazu?

Das Land und seine Bevölkerung leiden immer noch unter den Folgen eines langjährigen autoritären Regimes, das im Jahr 1951 endete. Darauf folgten immer wieder Proteste und Regierungswechsel, die in einen 10-jährigen Bürgerkrieg mündeten. In dieser instabilen Lage verloren viele Menschen Familienangehörige und ihre materielle Grundlage.

2015 folgte später ein schweres Erdbeben, das weitere Menschenleben kostete und insbesondere die Infrastruktur schwer in Mitleidenschaft zog, worunter auch die Versorgung litt. Und wie viele andere arme Länder weltweit, traf nicht nur die COVID-19-Pandemie das Land zuletzt sehr schwer, sondern auch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine.

Foto: WFP/SrawanShrestha

Partnerschaft mit dem UN World Food Programm

Gemeinsam mit dem UN World Food Programm, das weltweit gegen den Hunger arbeitet, versuchen wir zu unterstützen. Denn die Hilfe des WFP wird ausschließlich durch freiwillige Beiträge von Unternehmen, Regierungen und Einzelpersonen finanziert und setzt überall an, wo Menschen von Konflikten, Katastrophen oder den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Dank ihrer großen Erfahrung im Bereich Koordination und Logistik verteilt WFP jährlich mehr als 15 Milliarden Nahrungsmittelrationen.

Das sind wirksame und wirklich hilfreiche Dimensionen, zu denen jeder Kauf eines share Snacks beiträgt. Denn pro verkauftem Snack gelangen 10 Cent an World Food Programm und unterstützen die lokalen Helfer:innen bei der Verteilung von Mahlzeiten. So konnten wir seit 2018 gemeinsam bereits 30 Mio. Mahlzeiten an mehr als 1 Mio. Menschen weltweit verteilen. Im Rahmen des Nepal-Projektes sind es bereits mehr als 7,5 Mio. Mahlzeiten für mehr als 5.700 Kinder und Mütter.

Der besondere Nährstoffbedarf von Frauen

Weltweit wird die Ernährung von Frauen von verschiedenen Dingen beeinflusst, insbesondere der Zugang und die Erschwinglichkeit von Lebensmitteln, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern sowie soziale und kulturelle Normen, die Frauen einschränken können, Entscheidungen über ihre Ernährung und Pflege zu treffen.

Keine Lebensphase beeinflusst die körperliche und geistige Gesundheit so stark wie die ersten 1000 Tage eines Menschenlebens. Diese Phase beginnt bereits im Mutterleib und darum ist es umso wichtiger, die werdenden Mütter mit reichhaltigen Mahlzeiten zu unterstützen. 

Während der Schwangerschaft kann eine schlechte Ernährung mit einem Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Jod, Eisen, Folsäure, Kalzium und Zink zu Anämie, Präeklampsie, Blutungen und Tod bei der Mutter führen. Eine Schätzung des UNICEF ergab, dass jedes Jahr mehr als 20 Millionen Neugeborene von niedrigem Geburtsgewicht betroffen sind.

Um dem vorzubeugen, verteilt das WFP eine Notnahrung in Form von angereichertem Getreide, die zu einem nahrhaften Brei gekocht werden kann.

Foto: WFP/SrawanShrestha

Das bewirkt Nahrungssicherheit

Durch die Verbesserung der Lebensmittelsicherheit kann auf lange Sicht sogar ein positiver Multiplikationseffekt entstehen. Denn ein gesundes Kind ohne Hunger oder Krankheiten kann besser lernen, sich freier entwickeln und dadurch gegebenenfalls einen besser bezahlten Job bekommen, was wiederum Einfluss auf die Möglichkeiten dieses Menschen und die seiner ganzen Familie hat.

Interview mit WFP-Landesdirektor für Nepal

Wir konnten mit einem Mitarbeiter des World Food Programs sprechen, dem Landesdirektor der Region Nepal Robert Kasca. Er gehört zum WFP Team für Nepal, arbeitet bereits seit mehr als 20 Jahren bei WFP und kennt sich mit der Situation vor Ort aus.

<p>Interview mit WFP-Landesdirektor für Nepal</p>

Warum leiden vor allem Frauen und Kinder in Nepal an Mangelernährung?Nepal hat in den letzten Jahrzehnten dramatische Fortschritte bei der Gesundheit von Müttern und Kindern erzielt. Die Unterernährung konnte von 57 Prozent im Jahr 1996 auf 33 Prozent im Jahr 2016 reduziert werden. Auch die Mütter- und Säuglingssterblichkeitsrate ist in ähnlicher Weise zurückgegangen, nur dass dieser Erfolgs-Fortschritt in den letzten Jahren weitgehend stagniert. Während sich die Ernährungsunsicherheit weltweit verschlechterte, sind Frauen und Mädchen einem erhöhten Risiko von Hunger und Unterernährung ausgesetzt, da sie in ihren Haushalten oft als Letzte und am wenigsten essen, wenn die Lebensmittel knapp sind. Dieser Trend hat sich durch die Covid-19-Pandemie noch verschärft, die zu einem erheblichen Anstieg der Unterernährungsraten geführt hat.

Im Jahr 2022 erreichte WFP über 100.000 Frauen und Kinder mit Programmen zur Vorbeugung und Behandlung von Unterernährung.

Warum ist die Ernährung für Frauen schon in der Schwangerschaft so wichtig für das weitere Leben des Kindes?

Eine gute Ernährung während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren eines Kindes legt den Grundstein für eine gesunde Zukunft. Richtige Ernährung wird mit erhöhter Sicherheit von Schwangerschaften und Geburten in Verbindung gebracht, einschließlich einer guten Gehirnentwicklung, eines stärkeren Immunsystems und eines geringeren Risikos für nicht übertragbare Krankheiten (wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) im späteren Leben des Kindes. Eine schlechte Ernährung während der Schwangerschaft erhöht das Risiko von Frühgeburten oder Totgeburten mit niedrigem Geburtsgewicht, Auszehrung und verzögerter Entwicklung bei den Kindern.

Wie laufen die Health Trainings ab? Worauf kommt es hier an?

Gesundheitsschulungen sind von entscheidender Bedeutung, um qualitativ hochwertige Gesundheits- und Ernährungsdienstleistungen zu erbringen. In Nepal werden die allgemeinen Pakete der Gesundheitsschulungen in kaskadierenden Modulen auf Bundes-, Provinz- und lokaler Ebene durchgeführt. Die Schulungen für Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen und Gesundheitshelferinnen (Female Community Health Volunteers, FCHV) auf kommunaler Ebene vermitteln ihnen das Wissen, die Fähigkeiten und die Einstellung, um qualitativ hochwertige Dienstleistungen zu erbringen.

Welche Inhaltsstoffe genau sind in dem Getreidebrei enthalten, der im Projekt ausgeteilt wird?

Die Kinder, die am WFP-Ergänzungsnahrungsprogramm teilnehmen, erhalten eine spezielle Getreidemischung, die zu Hause zubereitet wird. Der Brei ist sehr wirkungsvoll, denn er enthält Mischungen aus gemahlenem Getreide und Bohnen, die mit Mikronährstoffen angereichert sind. Die Getreidemischung enthält 63 Prozent Weizenmehl und 25 Prozent Sojabohnen, gemischt mit 10 Prozent Zucker und 0,7 Prozent Vitaminen und Mineralstoffen. In Nepal nehmen nur 30 Prozent der Kinder unter 5 Jahren ein Minimum an akzeptabler Ernährung zu sich.

Foto: WFP/SrawanShrestha

Welche positiven Auswirkungen sind durch das Bereitstellen der Nahrung und Health Trainings erkennbar?

In Nepal stellt das WFP nahrhafte Lebensmittel zur Verfügung und berät durch geschultes Gesundheitspersonal von Tür zu Tür zu verschiedenen Themen rund um Ernährungsgewohnheiten und Gesundheit.

Sie sind auch nützlich bei der Entwicklung und Umsetzung verschiedener Maßnahmen, die die Ernährungsunsicherheit bekämpfen, ernährungsbedingten Krankheiten vorbeugen, Lebensmittelverschwendung reduzieren und den Ernährungszustand junger Mütter und Kinder verbessern können.

Unser Beitrag zum SDG 2 - Kein Hunger

Mit dieser Partnerschaft können wir einen Teil zur Erfüllung des SDG 2 - Kein Hunger leisten. Es verfolgt das Ziel, eine Welt ohne Hunger bis ins Jahr 2030 zu erreichen. Ein riesiges Ziel, zu welchem jeder Mensch seinen Teil beitragen kann. 

Zum Beispiel, indem du Hilfsorganisationen unterstützt oder share Snacks kaufst. Aber auch der Einkauf auf lokalen Bauernmärkten und eine bewusste, nachhaltige Lebensmittelauswahl haben einen positiven Einfluss. So kann auch der Verschwendung von Lebensmitteln vorgebeugt werden. Lokale Foodsharing-Stationen sind ebenfalls eine tolle Möglichkeit, um die eigenen Vorräte mit anderen Menschen zu teilen.

Aber auch die Teilnahme an Diskussionen in sozialen Medien zum Thema und das Schaffen von Aufmerksamkeit für dieses Ziel können ebenso ein wertvoller Beitrag sein, um den Hunger in der Welt zu beenden.

Also, lass uns Gutes tun, darüber sprechen und noch mehr Menschen dazu inspirieren.

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