Breitensportarten sind unheimlich wichtig für den sozialen Austausch und eine gesunde Psyche – das hat zuletzt die Corona-Pandemie mehr als deutlich bewiesen. Doch bürokratische Prozesse, hohe Kosten und Sprachbarrieren stellen junge Geflüchtete, die einem Sportverein beitreten möchten, vor große Hürden und schließen sie aus diesen Räumen der Begegnung aus. Genau deshalb hat Carolin Gaffron vor nun fast zehn Jahren den Verein Champions ohne Grenzen mitgegründet, der sich mit leicht zugänglichen Fußball- und Sportangeboten für eine nachhaltige Willkommenskultur für Geflüchtete in Deutschland einsetzt. Im Interview erzählt Caro uns, wieso Sportangebote für Geflüchtete so wichtig sind, wieso Vereine dringend umdenken müssen und welche Veränderungen sie bei den Spieler:innen über die Jahre beobachten konnte.
Was macht Champions ohne Grenzen? Aus welcher Idee heraus wurde der Verein gegründet?
Wir als Champions ohne Grenzen bieten offene, kostenlose und damit niedrigschwellige Sportangebote vor allem für geflüchtete Menschen an. Uns gibt es seit 2014 und wir haben uns damals gegründet, weil es diese Angebote eben noch nicht gab und wir gemerkt haben, dass viele Personen, die hier ankommen und Sport treiben möchten, aber nicht wissen, wo und wie sie das tun können. Sie sitzen viel zu Hause in ihren Unterkünften, dabei ist gerade der Sport eine gute Möglichkeit, um die soziale Integration voranzutreiben und zu unterstützen.
Und wie bist du selbst zur Idee des Vereins und der eigentlichen Gründung gekommen? Was ist deine Verbindung zum Fußball?
Ich bin selbst ehemalige Fußballerin und habe schon immer daran geglaubt, dass man mit Fußball sehr viel Gutes tun und durch den Sport soziale Integration fördern kann. Ich hatte immer den Wunsch, das in einem eigenen Verein zu tun – und so kam es dann zur Gründung.
Vor welche Hürden werden Geflüchtete gestellt, wenn sie in Deutschland einem Sportverein beitreten wollen? Welche sozialen Ungleichheiten gibt es?
Ich denke, die größte Herausforderung ist erstmal die Sprache – vor allem um die Angebote überhaupt zu finden. Es ist ja schon für Menschen schwierig, die Deutsch sprechen, alle Angebote zu finden, da Websites oft nicht aktuell sind und gar nicht ersichtlich ist, ob und wann die Trainings stattfinden. Man weiß nicht, ob man einfach hingehen kann und an wen man sich wenden soll. Und dann kommen noch Sprachbarrieren hinzu und viele trauen sich vielleicht gar nicht, zum Training zu gehen.
Ein anderes Problem ist, dass viele Geflüchtete Sportvereine aus ihren Herkunftsländern gar nicht kennen, da es dort meistens nur Profi- und keinen Breitensport gibt. Das heißt, sie wissen gar nicht, dass es die Möglichkeit gibt, im Verein Sport zu treiben, ohne Profi zu sein.
Auch Geld stellt natürlich eine Hürde dar. Man braucht Fußballschuhe und Sportbekleidung und muss Mitgliedsbeiträge zahlen. Viele wissen gar nicht, dass sie dafür Unterstützung bekommen können. Vereine unterstützen zum Beispiel Personen unter 27 – aber das ist einfach eine Informationslücke. Wir sind an der Stelle das Bindeglied zwischen Geflüchteten und Verein zu sein. Wir sind kein klassischer Sportverein, sondern eine NGO und spielen nicht im Spielbetrieb. Wir versuchen in Vereine zu vermitteln, zu begleiten und aufzuklären: Welche Kosten kommen auf dich zu, was musst du für deinen Spielerpass machen, was muss organisiert werden? Das stellt viele vor Herausforderungen.
Hinzu kommt die Lebensrealität der Geflüchteten. Vereine erwarten, dass man regelmäßig und pünktlich kommt. Viele Personen, die gerade erst nach Deutschland gekommen sind, haben ganz andere Sorgen, müssen zu Ämtern, haben Termine und können dann vielleicht auch nicht zum Training kommen. Bei regulären Vereinen stößt das oft leider auf Unverständnis.