Große Geschichten

Digitale Bildung – Lösung in der Bildungskrise?

von Isabelle Diekmann
21.09.2023

Digitale Bildung in Deutschland

Wer Kinder im Schulalter hat oder selbst noch zur Schule geht, wird spätestens im ersten Corona Lockdown im März 2020 festgestellt haben: Deutschlands Schulen sind kaum digitalisiert. Vielerorts gab es weder Computer noch digitale Unterrichtsmaterialien und vielen Lehrkräften fehlten die Kompetenzen, um auf Distanzunterricht umzustellen. In einer Studie der Lernplattform Preply, die 2021 zum zweiten Mal nach 2020 die Voraussetzungen für digitale Bildung in 32 OECD-Ländern untersuchte, fiel Deutschland insgesamt von Platz 13 auf Platz 18 zurück. Andere Länder hatten im Vergleich schneller, effektiver und weniger bürokratisch auf die Anforderungen der Digitalisierung reagiert (vgl. Konrad Adenauer Stiftung, 2022)

Globale Lernkrise

Aber: Auch wenn Deutschland bei der Digitalisierung in Schulen Nachholbedarf hat, so sieht das Lernniveau der Kinder dennoch im weltweiten Vergleich sehr positiv aus. Denn hierzulande und insgesamt in Nordamerika und Europa erreichen mehr als 90 % der Kinder das Grundniveau im Lesen und Rechnen. In afrikanischen Ländern südlich der Sahara sind es nur um die 10 %, die dieses Level erreichen. Die Lerndefizite waren schon vor der Pandemie groß, wurden aber noch verstärkt, als COVID-19 die Bildungssysteme weltweit zum Stillstand brachte. Während der Pandemie erzielten die Schüler:innen während der Schließung der Schulen keine der üblichen Lernerfolge, obwohl versucht wurde, sie mit Fernunterricht zu erreichen (vgl. World Bank).

Schulklasse in Muranga County, Kendara Sub-County, Kenia, Foto ©Christoph Köstlin

Mit digitaler Bildung gegen die Krise – mit EIDU in Kenia

Unser Partner EIDU, den du ganz leicht mit unserem Tut Gutes Tarif powered by Congstar unterstützen kannst, möchte sich mit digitaler Bildung der globalen Lernkrise entgegenstellen und hat deshalb eine technologiegestützte Plattform geschaffen, auf der die Bildungsexpert:innen Material und Lehrpläne für Lehrende und Schüler:innen zur Verfügung stellen. Wir haben Harleen Thati, Head of Grant Origination bei EIDU, während unserer Projektreise nach Kenia im September für ein Interview dazu getroffen. Mit ihr sprechen wir über die Gründe, Entwicklung und Risiken der globalen Lernkrise sowie über die Chancen und Erfolge digitaler Bildung.

Harleen Thati, Head of Grant Origination bei EIDU (4. v.r.) mit share und EIDU Mitarbeitenden in Kenia, Foto: ©Christoph Köstlin

Im Interview mit EIDU über Digitale Bildung als Chance in der Lernkrise

Es wird häufig von einer “globalen Lernkrise” gesprochen. Was versteht man darunter und wo liegen hierbei die größten Risiken?

Trotz einer starken Zunahme des Zugangs zur Schulbildung sind die Lernergebnisse nach wie vor schlecht, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen – das ist die globale Lernkrise. 

Ein Indikator für die Lernkrise ist die Lernarmutsquote, die den Anteil der Kinder misst, die im Alter von 10 Jahren keinen einfachen Text lesen und verstehen können. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara liegt dieser Anteil bei 89 % (Quelle: Worldbank 2022). Dies schränkt das lebenslange Lernpotenzial stark ein und untergräbt damit die Zukunft der Kinder von heute und die wirtschaftlichen Aussichten ihrer Länder.

Auch wenn die Kinder zur Schule gehen, so sind die Lerndefizite im Vergleich zu Europa und Nordamerika extrem hoch. Nur eine geringe Prozentzahl der Kinder in Ländern südlich der Sahara erreicht ein Grundniveau, wenn es ums Lesen und Rechnen geht. Woher kommen diese Defizite?

Die Gründe für diese schlechten Ergebnisse sind vielfältig und variieren von Kontext zu Kontext. Zu den Gründen gehören unzureichende Ressourcen für die Lehrerausbildung, schlechte Unterrichtsqualität, große Klassengrößen und ungleiche Verteilung der Ressourcen.

EIDU und share Team beim Schulbesuch in Kenia, Foto: ©Christoph Köstlin

Inwieweit hat die Corona Pandemie diese Problematik verschärft?

Die Simulationen der Weltbank für das Jahr 2022 zeigen, dass die Quote der Lernarmut in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara durch die COVID-19-Schulschließungen und Lernunterbrechungen 2022 auf 89 % (gegenüber 86 % im Jahr 2019) gestiegen ist.

Welche Auswirkungen hat das auf die Entwicklung der Kinder und die Wirtschaft in den entsprechenden Ländern?

Lesen ist zusammen mit Schreiben, Rechnen und sozio-emotionalen Fähigkeiten ein Baustein für alle anderen Bildungsergebnisse, die für die Gesellschaft wichtig sind. Lernarmut, die in einem sehr frühen Stadium im Leben eines Lernenden auftritt, hat lebenslange Folgen für das Lernpotenzial und die wirtschaftlichen Aussichten ihrer Länder – und bedroht die Zukunft des Einzelnen, ihrer Gesellschaften und Volkswirtschaften.

Zwei Schüler im Unterricht in Muranga County, Kendara Sub-County, Kenia, Foto: ©Christoph Köstlin

Welche Chancen bietet digitale Bildung hier? Wieso ist digitale Bildung so wichtig? Und welche Erfolge zeichnen sich durch den Einsatz der EIDU Plattform bereits ab?

Es zeigt sich zunehmend, dass digitales Lernen effektiv sein kann, wenn es in einen klaren pädagogischen Rahmen eingebettet ist, der die Lehrkräfte unterstützt (vgl. UNICEF)

Digitale Technologien haben das Potenzial, Bildungsinhalte auf breiter Basis und schnell zu vermitteln und sich an unterschiedliche Kontexte anzupassen. Zum Beispiel das Lernen durch selbstgesteuerte Inhalte oder Softwarepersonalisierung zu beschleunigen und den kontinuierlichen Zugang in Notzeiten sicherzustellen. Vorläufige Ergebnisse der einjährigen randomisierten Kontrollstudie (RCT) von EIDU zeigen, dass EIDU-Lernende im Vergleich zu Lernenden, die keinen Zugang zur EIDU-Plattform haben, in allen gemessenen Bereichen bessere Lernergebnisse erzielt haben, wobei EIDU das Äquivalent von zusätzlichen 0,8 Lernjahren in Lesen, Schreiben und Rechnen hinzugefügt hat, nachdem die Plattform nur sechs Monate lang in den Schulen eingesetzt wurde (weitere Einzelheiten aus der unabhängigen Bewertung hier).

Dies ist eine starke Bestätigung für die Arbeit, die EIDU leistet, um kenianischen Lernenden digitales Lernen im Rahmen des Lehrplans und mit Unterstützung der Lehrkräfte in großem Umfang zu ermöglichen. Die endgültigen Ergebnisse dieser Studie werden Anfang 2024 erwartet.

Schulunterricht in Kenia, Muranga County, Kendara Sub-County, Foto: ©Christoph Köstlin

Welche Vorteile bietet die EIDU Plattform Lehrkräften hier? Und wie reagieren die Kinder auf digitales Lernen?

Es gibt immer mehr Belege dafür, dass strukturierte Pädagogik* eine der wirksamsten Maßnahmen zur Verbesserung der Lernergebnisse von Kindern ist. 

EIDU hat ein wissenschaftlich erprobtes und von der kenianischen Regierung genehmigtes Programm für strukturierte Pädagogik digitalisiert - in der Praxis bedeutet dies, dass Lehrer digitalisierte Unterrichtspläne für jeden Tag des Schuljahres erhalten. Durch die Digitalisierung wird das Programm für die Lehrkräfte weniger aufwändig in der Umsetzung, für die Regierungen kosteneffizient in der Skalierung und für das Bildungsministerium einfacher in der Aktualisierung - und gleichzeitig wird ein Mechanismus für die skalierte Datenerfassung und das Lehrerfeedback geschaffen.

Die Kinder lernen mit interaktiven und personalisierten Übungen, die mit dem offiziellen Lehrplan synchronisiert sind. Anekdotische Belege deuten darauf hin, dass die Kinder das digitale Lernen gut annehmen: Die Nachfrage der Schüler im Unterricht ist hoch, die Schüler finden es relativ intuitiv, sich mit den Übungen zu beschäftigen, die Übungen werden leicht akzeptiert, und die Schulen berichten von höheren Anwesenheitsquoten. Auch die Eltern erkennen die Vorteile und drängen ihre Schulen, EIDU auf alle Klassenstufen auszuweiten. (Derzeit wird EIDU nur in der Vorschule eingesetzt)

*Die strukturierte Pädagogik bezieht sich auf einen systemischen Wandel der Bildungsinhalte und -methoden, der durch umfassende, koordinierte Programme mit Schwerpunkt auf Lehren und Lernen herbeigeführt wird, mit dem Ziel, die Unterrichtspraktiken zu ändern, um sicherzustellen, dass jedes Kind lernt.

Unterricht mithilfe der Lernplattform EIDU auf dem Smartphone in Kenia, Foto: ©Christoph Köstlin

Welche Ziele habt ihr euch gesetzt und wie wollt ihr sie erreichen?

EIDU stellt sich eine Welt vor, in der jedes Kind sein Potenzial durch qualitativ hochwertige Bildung ausschöpfen kann. Wir haben eine Technologieplattform entwickelt, die Regierungen und die globale Bildungsgemeinschaft in die Lage versetzt, Bildungssysteme schneller als je zuvor zu verbessern. Dabei stützen wir uns auf ein zentrales Prinzip – ein umfassendes und offenes System, das skalierbar und nachhaltig ist. 

In Zukunft wollen wir alle Kinder in Kenia erreichen, von der Vorschule bis zur Grundschule, und weitere Länder erschließen. Wir arbeiten ständig daran, mehr qualitativ hochwertige Inhalte in allen Sprachen und Klassenstufen zu integrieren, um den Bedürfnissen der globalen Bildungsgemeinschaft gerecht zu werden und unserer Vision einen Weg zu bahnen.

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Wir bei share glauben, dass es zahlreiche Gründe dafür gibt, die Arbeit von EIDU zu unterstützen und genau dies tut der Tut Gutes Tarif. Über die App oder die Website zum share Tut Gutes Tarif kann jede:r ein Teil dieser wunderbaren und wichtigen Initiative werden und Schüler:innen in Kenia auf ihrem Bildungsweg unterstützen. Denn jeder Monat mit diesem Tarif bedeutet die Spende von einem Monat digitale Bildung. Es bleibt nur zu hoffen, dass dieses Projekt durch deine Unterstützung weiter wachsen kann und digitale Bildung weltweit als ein Schlüssel zu mehr Bildungsgerechtigkeit anerkannt wird. Sei jetzt ein Teil davon.

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